Eine positive Bilanz

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Eine positive Bilanz

Abschied von Finanzvorstand Markus Czettl

Ein ganzes Jahrzehnt lang hat Markus Czettl Einnahmen und Ausgaben der Baden-Württembergischen Vereinigung (BWV) überblickt und war für die Haushaltsplanung  zuständig. Sein doppelter Auftrag als Finanzvorstand der BWV und Assoziierter Schatzmeister der Intereuropäischen Division verlangte nicht nur hohe Selbstdisziplin, sondern auch manch persönliches Opfer. Ein Rückblick zeigt, wie seine Eigenschaften sich besonders in Zeiten finanzieller Hochs und Tiefs als wertvoll erwiesen.

Finanzgenie ist laut Duden-Definition jemand, der ganz besonderes Geschick im Umgang mit Geld hat. Für die zehn Jahre, in denen Markus Czettl neben seiner Funktion als Assoziierter Schatzmeister der Intereuropäischen Division in Bern zu dreißig Prozent auch Schatzmeister und Vorstandsmitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg war, trifft die Duden-Definition zu. Bei näherem Hinschauen stellt man jedoch fest, dass diese Definition nur einen kleinen Teil von Markus Czettls Fähigkeiten beschreibt.

Das wurde uns früh klar, nachdem wir uns damals auf der Suche nach einem geeigneten Schatzmeister für unsere Vereinigung Fragen wie diese stellten: Können wir jemanden finden, der die notwendige Finanzkompetenz mitbringt, der neben seiner Fähigkeit, Bilanzen zu lesen und zu erstellen, Haushaltspläne zu entwerfen, eine gute Rechnungslegung vorzubereiten und Rücklagen sinnvoll anzulegen, auch ein brennendes Herz für das Evangelium und für die Gemeinde Gottes hat? Gibt es diese Persönlichkeit, die treu und zuverlässig ist, die sich auch mit den Gedanken der biblischen Haushalterschaft identifiziert und die Gemeinden darin fördert; die mit der weltweiten Struktur unserer Freikirche vertraut ist und die spezifischen internen Abläufe kennt? Und: Wäre eine solche Person bereit, auf eine Karriere in der Wirtschaft zu verzichten, um stattdessen nach der Gehälterskala unserer Freikirche entlohnt zu werden?

In einer Zeit, in der wir uns als Vereinigung besonderen finanziellen Herausforderungen stellen mussten, beteten wir um Gottes Führung. Und wir fanden eine Lösung, mit der wir ursprünglich nicht gerechnet hatten: Markus Czettl war im Einvernehmen mit der Leitung der Intereuropäischen Division bereit, seine Stelle in Bern um dreißig Prozent zu reduzieren und seiner Heimatvereinigung in Stuttgart als Schatzmeister zu dienen. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Division für ihr Vertrauen und ihr Entgegenkommen!

Der Wunsch, etwas für Gott zu machen

Dass Eigenschaften wie Fleiß und Zielstrebigkeit zu Markus gehörten, zeichnete sich bereits in seiner Kindheit ab. 1970 in Lörrach geboren, wuchs er in Rümmingen als dritter Sohn von Hans und Gertrud Czettl auf. Schon seine Großeltern väterlicherseits und sogar der Urgroßvater mütterlicherseits waren Adventisten. So beteiligte er sich an der Kindersabbatschule sowie bei den Pfadfindern und sagte gerne lange Gedichte oder Sprüche in seiner Heimatgemeinde Lörrach auswendig auf. Später gehörte er zur Jugendgruppe Basel und war dort zwei Jahre lang Jugendleiter. In der Schule fiel er ebenfalls von Anfang an als eifriger Schüler auf – selbstständig arbeitend und gut organisiert, der seine Hausaufgaben gewöhnlich gleich nach dem Essen erledigte.

Was ihn außerdem besonders faszinierte, waren Themen rund um biblische Prophetie und Adventgeschichte. Mit 19 Jahren übergab Markus sein Leben Jesus Christus in der Taufe und bezeugte seinen Glauben gerne seinen Mitschülern gegenüber. Er besuchte das Gymnasium und die Kaufmännische Schule in Lörrach und wurde Bankkaufmann. Die Arbeit in der Bank hat ihn aber letztlich nicht befriedigt. Gerne wollte er im Leben „etwas für Gott machen“. 1993 bekam er die Gelegenheit dazu, als ihm eine Annonce im Anzeigenteil des damaligen Adventisten heute in die Hände fiel. „Adventist World Radio“ suchte einen Schatzmeister. Also bewarb sich Markus für diese Stelle und arbeitete vier Jahre lang als Schatzmeister für „Adventist World Radio Europe“ in Darmstadt und Italien. Es folgten weitere drei Jahre als Schatzmeister der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland (FiD) sowie der „Stimme der Hoffnung“ in Darmstadt.

In seiner Darmstädter Zeit begegnete er seiner späteren Frau Doris, die an seinem weiteren Werdegang maßgeblich beteiligt war. Sie hatte ihr Theologie-Studium am „Seminar Marienhöhe“ absolviert, war vier Jahre lang Pastorin in Kassel und Kaiserslautern und fünf Jahre lang beim „Internationalen Bibelstudien-Institut“ der „Stimme der Hoffnung“ in Darmstadt tätig. 1999 haben Doris und Markus geheiratet. Ausschlaggebend für ihre Eheschließung war auch ihr gemeinsames Lebensziel, nämlich im Werk Gottes mitzuarbeiten. 2001 wurde schließlich das Ehepaar Czettl nach Bern gerufen, wo Markus seine Tätigkeit als Assoziierter Schatzmeister der Intereuropäischen Division aufnahm und Doris als Sekretärin für verschiedene Abteilungen der Division zehn Jahre lang gearbeitet hat. Seit 2014 ist sie im Sekretariat und im Kundendienst für den Schweizer „Advent-Verlag“ in Krattigen tätig.

Einige Jahre davor, am 1. Mai 2011, begann Markus Czettl seine Tätigkeit als Schatzmeister der Baden-Württembergischen Vereinigung, parallel zu seiner Arbeit in Bern. Dieser doppelte Auftrag verlangte strenge Selbstdisziplin, Loyalität der jeweiligen Dienststelle gegenüber, Verschwiegenheit, eine klare Arbeitsorganisation und manches persönliche Opfer.
Trotz dieser Herausforderung fand Markus die Möglichkeit, sein schon im Jahre 2009 angefangenes berufsbegleitendes Master-Studium (Master of Science in Administration) an der Andrews University, USA, im Jahr 2015 erfolgreich abzuschließen.

Verantwortungsvoll, aber bescheiden

Nach seinem Start als Schatzmeister unserer Vereinigung fiel uns bald auf, dass er, der in seiner Aufgabe als Anleger der Gelder tagtäglich mit hohen Summen verantwortungsvoll und professionell umgehen musste, im privaten Bereich, wenn es um seine eigenen Bedürfnisse ging, sehr bescheiden war. Er fuhr ein 15 Jahre altes Auto; obwohl viel unterwegs, vernetzt und erreichbar, benutzte er auch im Zeitalter von teuren Smartphones ein einfaches Klapp-Handy; seine EDV-Ausrüstung – sein tägliches Werkzeug – war preiswert und einfach. Wenn er zu unseren Sitzungen von Bern nach Stuttgart fuhr, nutzte er immer die günstigsten Pauschalangebote der Bahn. Auch wenn es um größere Entfernungen mit dem Flugzeug ging, wusste er, bei welcher Fluggesellschaft man suchen musste ...

Ob es um große oder auch nur um kleine Beträge ging, war er daher bei finanziellen Entscheidungen der unbequeme Fragesteller, der mit großem Engagement alles daran setzte, dass Gottes Geld sinnvoll ausgegeben wird. Wenn es dann aber um die Belange der Ortsgemeinde ging, tat sich sein Herz weit auf. Genau wie bei seinen Andachten, denen wir fasziniert zuhörten. Gerne bezog er sich dabei auf Ereignisse der Adventgeschichte, und allen Anwesenden wurde seine tiefe Verwurzelung in der weltweiten Adventgemeinde klar. Sein Lebensprinzip: Nach vorne schauen! Und: Krisen sind immer auch Chancen. Sein Lieblings-Bibeltext: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ (Psalm 18,30)

Diese Verheißung wurde u.a. Wirklichkeit, als das „Haus Lichtblick“, eine Einrichtung für betreutes Wohnen, in Gaildorf gegründet wurde. Es war ein Wagnis des Glaubens und verlangte kreative Lösungen und vor allem Gottes Führung. Ohne die Kompetenz und Weitsicht von Markus Czettl wäre das Projekt wahrscheinlich nicht zustande gekommen. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, ein dauerhaftes Finanzkonzept für unsere Gemeindeschulen zu entwickeln, damit diese sich zum großen Teil selbst tragen können. Auf ähnliche Weise setzte er sich dafür ein, durch ein tragfähiges Konzept das „Haus Schwarzwaldsonne“ für die Vereinigung zu erhalten.

Mit Gottes Hilfe durch Hochs und Tiefs

Wenn Markus in Vereinigungs-Ausschüssen, bei Ältesten- oder Delegiertentagungen seinen Bericht präsentierte, waren die Zahlen und Fakten immer mit dem Blick auf die Entwicklung der Weltgemeinde und mit der Priorität der Seelengewinnung verbunden. Dementsprechend bildete bei den FiD-Jahresendsitzungen der Gelder-Bericht, vorgetragen von Markus, einen echten Höhepunkt. In einem Jahrzehnt der Tiefzinsen, in dem das gewinnbringende Anlegen von Mitteln der Pensionskassen, Fonds und gesetzlich vorgesehenen Rücklagen eine echte Herausforderung war, gelang es ihm, für diese Gelder stets überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Auf meine Frage nach seiner Methode wies er immer auf die ethischen Richtlinien der Generalkonferenz bezüglich Geldanlagen und vor allem auf Gottes Gnade und Führung hin.

Beim Umgang mit Zahlen einen kühlen Kopf zu bewahren, Zusammenhänge und Hintergründe schnell zu durchschauen, bei allen Hochs und Tiefs mit Gottes Hilfe durchzuhalten und beste Ergebnisse zu erzielen – das ist der rote Faden, der seinen Dienst auszeichnete.

Typisch für Markus: Vor Jahren hat er sich vorgenommen, unserer Vereinigung zehn Jahre lang mit seinem Dienst zur Verfügung zu stehen. Wir respektieren seine Entscheidung, seine Doppelbelastung zu beenden, und danken ihm und Doris von Herzen für ihre Opfer, die sie zu Gottes Ehre gebracht haben! Möge der Herr Jesus an Seinem großen Tag auch ihnen zurufen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21)

Seit November 2020 hat Helge Külls die Aufgabe als Finanzvorstand der Baden-Württembergischen Vereinigung übernommen.

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