Gemeinsam mehr erreichen

Mission
Gemeinsam mehr erreichen

Vom (Glaubens-)Wagnis zum großen Erfolg

Existenzängste, Armut, Not und Leid sind nicht nur ein Phänomen der Dritten Welt. Auch hierzulande gibt es zahlreiche Menschen, die sich unterhalb der Armutsgrenze befinden. Durch die Kriegssituation des Russland-Ukraine-Konflikts hat sich die Lage nochmals verschärft und viele Geflüchtete sind nun zusätzlich auf Hilfe angewiesen. Wie das Projekt „Suppenküche Nachschlag“ diese Herausforderungen aufgreift, um Bedürftige zu unterstützen und welch unverhoffte Kooperation im großen Stil sich daraus ergab, davon handelt dieser Bericht.

„Traue Gott Großes zu und wage den ersten Schritt, auch wenn es unmöglich erscheint“, sagt Reinhard Knobloch, Leiter der Suppenküche Nachschlag, als er mit freudigem und dankbarem Blick das Mammutprojekt des vergangenen Aprils Revue passieren lässt. Im November 2021 hatte ihn ein Anruf der R+V Versicherung mit einer überraschenden und ungewöhnlichen Anfrage erreicht. Wie sich herausstellte, sollte dieser Anruf der Beginn einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit werden.

Wie es dazu kam
Im aktuellen Jahr 2022 feiert die genossenschaftliche R+V Versicherung (eine der größten Versicherungen Deutschlands) ihr 100-jähriges Jubiläum. Anlässlich die-ses Erfolgs hat sich der Konzern das Ziel gesetzt, sich für wohltätige Arbeit zu engagieren. Doch wie kann das am besten gelingen? Die Kampagne der R+V dazu heißt „MissionMiteinander“. Im Rahmen dieser Jubiläumskampagne sollen vor allem nachhaltige, zukunftsorientierte Konzepte vorgestellt sowie soziale Initiativen gefördert werden. Mit einem Budget von sage und schreibe 1,6 Millionen Euro sucht der genossenschaftliche Versicherer dabei gezielt nach Projekten, welche sich für die Gesellschaft einbringen.

Um dem Vorhaben ein konkretes Gesicht zu verleihen, hat die R+V zwei sogenannte Tiny Houses, das sind kleine mobile Häuser, die auf einem Pkw-Anhänger transportiert werden können, bauen lassen. Diese winzigen Häuser werden nun als rollende Botschafter der „MissionMiteinander“ auf eine große Tour durch Deutschland geschickt. Wo auch immer sie stationiert werden, sollen sie die Menschen daran erinnern, dass sie nicht allein sind. Sie sollen eine Anlaufstelle bieten, um miteinander ins Gespräch zu kommen. So werden darin nicht nur visionäre Projekte vorgestellt, sondern es finden auch Workshops und Diskussionsrunden zu gesellschaftspolitischen Themen statt. Dazu sind die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, um sich gemeinsam Gedanken bezüglich verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten für eine bessere Zukunft zu machen.

Als die Projektleiterin der „MissionMiteinander“ auch im Stuttgarter Großraum auf der Suche nach einem Kooperationspartner war, wurde sie im Internet auf die Suppenküche Nachschlag des Advent-Wohlfahrtswerks e.V. (AWW) aufmerksam. Unter der Leitung von Reinhard Knobloch werden im Rahmen dieser Initiative seit fünf Jahren jeden vierten Sonntag im Monat mehrgängige Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Dieser Einsatz und Erfahrungsschatz war genau das, was die R+V Versicherung in einem Partner für ihre Projektumsetzung gesucht hatte. So entstand die Idee, gemeinsam eine sechstägige Suppenküche auf einem öffentlichen Platz zu veranstalten.

Die Umsetzung – THINK BIG
Der nun geschmiedete Plan war besonders angesichts der neuen Projektgröße für alle Helferinnen und Helfer der Suppenküche Nachschlag ein völlig neues Terrain und erforderte viel Organisationsarbeit. Jedoch bekam das Team die einmalige Chance, ein Konzept für diese Großveranstaltung zu erarbeiten, welches dann dem Vorstand der R+V präsentiert wurde. Der vom Suppenküchen-Team erarbeitete Vorschlag wurde sofort mit großer Freude angenommen. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die Detailplanung, die bereits existierende Bekanntheit der Suppenküche Nachschlag sowie der Erfahrungswert des Teams beim Kochen für Bedürftige. Die im Konzept angeführten finanziellen Mittel wurden von der R+V in voller Höhe übernommen. Vor dieser Kooperation hätte sich niemand vorstellen können, dass so ein kostenintensives und umfangreiches Vorhaben überhaupt realisierbar sein würde. Aber für Gott gibt es keine Begrenzungen und schon gar keine finanziellen Limits.

Als Veranstaltungsort der öffentlichen Suppenküche wurde in Absprache mit der Stadtverwaltung der Rathausplatz in Ludwigsburg gewählt. Gut erreichbar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zentral in der Stadt gelegen, konnte dort das R+V Tiny House als Basis der Aktion aufgestellt werden. Wie sich einige Wochen vor dem Beginn der Aktion herausstellte, war genau dieser Platz zusätzlich zu einer Anlaufstelle für zahlreiche ukrainische Flüchtlinge geworden. An den geplanten sechs Tagen wurden dann unter dem Motto „Gemeinsam essen und Freude teilen“ die Besucher mit einer warmen „to go“-Mahlzeit versorgt. So gab es zwischen Mittwoch, dem 27. April und Montag, dem 2. Mai 2022, täglich von 11.00 bis 13.00 Uhr ein warmes Mittagessen inklusive Nachtisch, frischem Obst und Getränk zum Mitnehmen. Als besonderes Highlight wurde nachmittags zusätzlich zu einem heißen Getränk und Kuchen eingeladen. Jeder war willkommen!

Wenn die Nachfrage das Angebot sprengt
Die abwechslungsreichen Menüs wurden von den in Schlangen wartenden Gästen dankend angenommen. Nicht nur Geflüchtete, sondern auch viele weitere Menschen, die sich aktuell wirtschaftlich und/oder sozial in einer schwierigen Lage befinden, strömten herbei, um das Essensangebot in Anspruch zu nehmen. Schon am ersten Aktionstag zeichnete sich während der Mittagessensausgabe ein zahlenmäßiger „Erfolg“ ab, welcher alle Planungen sprengte. Damit hatte niemand gerechnet! Was einerseits Grund zu riesiger Freude war, hatte auch einen etwas fahlen Beigeschmack, denn bei dieser Nachfrage würde das im Vorfeld festgelegte Budget niemals ausreichen. Oder ein Teil der Gäste müsste ohne warme Mahlzeit wieder nach Hause geschickt werden... Aber jegliche Sorgen erwiesen sich als unbegründet. Der R+V Vertriebsdirektor reagierte prompt auf diese Sachlage, indem er dem AWW-Helferkreis Ludwigsburg alle weiteren benötigten finanziellen Mittel ohne Einschränkungen zusagte. Was für ein Vertrauen in die Suppenküche Nachschlag – und welch ein Segen!

Nachdem am ersten Tag 250 Essensportionen an bedürftige Menschen verteilt wurden, wurde die Anzahl in den darauffolgenden Tagen deutlich erhöht. Insgesamt konnten im Laufe der sechs Projekttage ca. 2.200 Mahlzeiten, 150 kg Brot, 2.000 Joghurt/Pudding/Milchreis, 2.000 Stück Obst, 4.000 Getränkeflaschen sowie 1.550 Gebäckstücke und 42 kg Marmorkuchen ausgegeben werden!

Gott sorgt vor und überfordert nicht
Gott hatte im Vorfeld bereits für diese Möglichkeit gesorgt. In weiser Voraussicht hatte er mit den Lieferanten Absprachen treffen lassen, sodass diese flexibel auf den hohen Bedarf reagieren konnten, denn zu Planungsbeginn im Herbst 2021 waren insbesondere zwei Faktoren noch gar nicht denkbar gewesen: Eine Inflation von über 7 % mit entsprechend hohen Lebensmittelpreisen und der Krieg in der Ukraine mit einer Vielzahl an Flüchtlingen. Über die erforderlichen Mehrmengen hinaus hatte Gott auch hinsichtlich der Sprachbarriere schon einen Plan.

So konnte ein russischsprachiger Helfer im Team der Suppenküche Nachschlag mit den ca. 80 bis 100 Flüchtlingen am ersten Tag direkt auf einer ihnen verständlichen Sprache kommunizieren. Auch für die nächsten Tage wurden schnell Übersetzer gefunden. Ein russisch sprechender Pastor erinnert sich noch sehr gut daran, wie glücklich und überrascht die Flüchtlinge waren, als er sie in ihrer Muttersprache begrüßte und willkommen hieß. Sie fühlten sich sofort wohl, angenommen und wertgeschätzt. Auf diese Weise konnte ihnen ein kleines Stück Heimat in einem fremden Land vermittelt werden. War ein Übersetzer bereits in ein Gespräch verwickelt, dann wurde das Handy gezückt und mit Hilfe von Übersetzer-Apps sowie Händen und Füßen kommuniziert, was für eine lockere und oftmals erheiternde Atmosphäre sorgte. Nahrung für Körper und Geist Bei der Suppenküchenaktion auf dem Rathausplatz ging es neben dem leiblichen Wohl auch darum, den Menschen zu begegnen, ihnen zuzuhören, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und sie dort abzuholen, wo sie gerade im Leben stehen – ganz nach dem Vorbild Jesu. Täglich waren Pastoren vor Ort, die sich besonders um das seelische Wohl der Menschen kümmerten sowie persönliche und geistliche Gespräche führten. Viele der Gäste haben rückgemeldet, dass sie von der Liebe, Freundlichkeit und Großzügigkeit, die sie vor Ort erleben durften, überwältigt waren. Sie durften spüren, dass sie als Menschen bei dieser Aktion im Fokus standen.

Eine besondere Erfahrung durfte auch Anke Knobloch mit der Projektleiterin der R+V machen. Als sie gemeinsam Essen ausgaben, kam es zwischendurch zu einer ruhigen Minute. Aus heiterem Himmel fing die Projektleiterin an, ihr Fragen zu stellen. Zum Bespiel: „Warum habt ihr solch einen Glauben?“ oder „Was ist anders an eurem Glauben?“ Zunächst etwas überrascht, beantwortete Anke diese Fragen sehr gerne und durfte von einem persönlichen und liebenden Gott, der sich eine Beziehung zu uns Menschen wünscht, erzählen. So war es möglich, mit einem völlig fremden Menschen auf eine natürliche Weise und ganz frei über den persönlichen Glauben und Jesus als ihren Erlöser zu sprechen. Die Gelegenheiten, welche diese Aktion bot, waren unglaublich. Und Gottes wunderbare Führung war in allem erkennbar.

Wenn Taten für sich sprechen
Die Belegschaft der R+V Versicherung war von der Zusammenarbeit mit dem Team des AWW-Helferkreises Ludwigsburg begeistert. Nachdem sie die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Suppenküche Nachschlag live im Dienst für ihre Mitmenschen erlebt hatten und sechs Tage mit ihnen Hand in Hand arbeiten konnten, sagte einer der führenden R+V Mitarbeiter zu Slavici Zgherea, dem Leiter des AWW Baden-Württemberg: „Mit so einer Truppe würden wir gerne wieder zusammenarbeiten“. Unterschiedlichste soziale Organisationen aus dem Landkreis waren über die Dauer und den Umfang der Aktion erstaunt und drückten voller Bewunderung ihre Anerkennung aus. Die Stadt Ludwigsburg war von der öffentlichen Suppenküche sogar so beindruckt, dass sie am letzten Projekttag die offizielle Anfrage nach einer Kooperation für die darauffolgende Woche an die Suppenküche Nachschlag herantrug.

„Diese Aktion hat gezeigt, dass es sich lohnt, als örtliche Adventgemeinde Kontakt zu den öffentlichen Stellen zu halten. Es ist wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, sodass das Umfeld die Adventgemeinde kennenlernt und weiß, sie dreht sich nicht nur um sich selbst, sondern interessiert sich für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen“, so Chris Berger, der begeistert von diesem Projekt berichtet. Während der Aktionszeit wurde der Glaube vielmehr durch Taten als durch Worte bezeugt und das hat einen bleibenden Eindruck bei allen Beteiligten hinterlassen.

Gott hat mit diesem Projekt auf eine sehr außergewöhnliche Weise gewirkt. Er nutzte ein säkulares Unternehmen und schuf eine Verbindung zu den Adventisten, um durch diese Zusammenarbeit Menschen zu begegnen, sie zu versorgen und Gedankenanstöße loszutreten. So viel steht fest: Das gesamte Projekt, vom ersten Telefonat an bis zur letzten Abrechnung, wäre ohne Gott und seinen Segen nicht möglich gewesen.

Suppenküche Nachschlag:

  • Jeden 4. Sonntag im Monat werden bedürftige Menschen in Menschenwürde mit einem 4-Gänge-Menü versorgt; an einem Suppenküchen-Sonntag helfen ca. 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit
  • Besteht seit Juni 2017 (dieses Jahr ist 5-jähriges Jubiläum!); ca. 70 Gäste kommen regelmäßig
  • Leitung Reinhard Knobloch: Kontakt: +49 (0)7141 2992361
  • Möchtest du mehr über diese und auch andere Aktionen erfahren? Online unter „www.aww-bw.de“ und „www.aww-bw.de/ludwigsburg“

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