Konflikte im Brennpunkt

Gemeinde
Konflikte im Brennpunkt

Streit unter Gläubigen – kann das Gottes Gemeinde sein?

Meinungsverschiedenheiten, Spannungen, Konflikte – es ist nicht immer leicht, zusammenzuarbeiten, auch nicht in der Gemeinde. Unterschiedliche Prägungen, Ansichten und Verhaltensweisen können es schwer machen, miteinander auszukommen und zu Auseinandersetzungen führen, ja, sogar zu tiefen Verletzungen. Doch sollten nicht gerade wir als Gläubige, die eigentlich ein gemeinsames Ziel verfolgen, uns in Nächstenliebe üben und Frieden halten? Warum es besonders innerhalb der Gemeinde zu Differenzen kommen kann und wie wir dem ganz praktisch entgegenwirken können – davon berichtet Bernd Sengewald hier.

„Was? Hier wird ja gestritten! Das kann nicht Gottes Gemeinde sein! Ich gehe. Hier gehöre ich nicht hin.“ So entfährt es einem neugetauften Gemeindeglied, welches zum ersten Mal bei einer Gemeindestunde mit dabei ist. Und das, obwohl es aus meiner Sicht ein eher friedlicher Meinungsaustausch war. Was ist aber, wenn es wirklich Streit unter Gläubigen gibt? Darf das sein oder hat man sich damit als Nachfolger Jesu automatisch disqualifiziert?

Was sagt die Bibel dazu?

Grundsätzlich kann man wohl sagen: Kommunikation ist so eine Sache. Das fing schon an, als Gott versuchte mit seinem Volk zu reden. Bereits die ersten Menschen, Adam und Eva, versteckten sich nach dem Sündenfall vor Gott und begannen sich gegenseitig zu beschuldigen, als Gott ihnen Fragen stellte. Nach der Sintflut wollten die Menschen sich einen Namen machen und begannen mit einem gigantischen Stadt- und Turm-Projekt. Daraufhin wurde die Kommunikation unter ihnen von Gott nachhaltig erschwert, indem er den Menschen ganz unterschiedliche Sprachen gab. Die Kommunikationsbarriere war so tiefgreifend, dass sie das Ende des Bauprojekts bedeutete. Drastisch sind oft die in der Bibel berichteten Reaktionen, wenn Gott versuchte durch Propheten mit seinem Volk zu reden. Hesekiels Aufgabenbeschreibung bei seiner Berufung beispielsweise ist alles andere als prickelnd. Ich selbst würde diesen Auftrag nicht bekommen wollen. Da heißt es am Anfang des Buches Hesekiel: „Starrköpfig und hartherzig sind sie, aber ich sende dich zu ihnen…hab keine Angst vor ihrem Spott! Ihre Worte verletzen dich wie Dornen – ja, du lebst mitten unter Skorpionen. […] Das ganze Volk ist starrköpfig und hartherzig. Darum will ich dich genauso unbeirrbar machen wie sie, und ich gebe dir die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten. Ja, ich mache dich unnachgiebig, härter noch als einen Kieselstein, hart wie einen Diamanten.“ (Hesekiel 2,4-6; 3,7-9 Hfa) Solch heftige Reaktionen – wer möchte so etwas schon gerne erleben? Dabei handelt es sich definitiv um Gottes Volk, das Volk Israel, von dem Hesekiel diesen Gegenwind zu erwarten hatte.

Auch Jesus, obwohl selbst Gott und langerwarteter Messias, trotz all seiner Weisheit, hatte es schwer, zu den Menschen durchzudringen. Er musste sich immer wieder heftige Debatten mit den religiösen Leitern seines Volkes liefern (siehe z. B. Joh. 8,30-45). Sogar seine eigenen Jünger verstanden oft seine Gleichnisse nicht (z. B. Joh. 10,6). Und selbst wenn er Klartext mit ihnen redete, beispielsweise bei seiner mehrfachen Ankündigung, dass er leiden und sterben würde, war es so, als würden seine Jünger ihn gar nicht hören (Lk. 18,34).

Was ist, wenn die Frucht des Geistes fehlt?
Aber kommen wir doch noch einmal zur Anfangsfrage dieses Artikels zurück. Ist es ein berechtigtes Kriterium, dass es nicht Gottes Gemeinde sein kann, wenn man dort Streit erlebt? Ich habe dieses Argument schon ein paar Mal von verschiedenen Leuten an verschiedenen Orten gehört. Schließlich heißt es doch in Johannes 13,35 (Hfa): „An eurer Liebe füreinander wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“

Und ja, ich sehe es als eindeutig an, dass Gott möchte, dass wir die Frucht des Geistes in unserem Leben zeigen. In Galater 5,22-23 heißt es: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit…“ Der Geist Gottes möchte in uns die Ebenbildlichkeit zu Jesus Christus wiederherstellen (2. Kor. 3,18). Trotzdem kann es auch bei geisterfüllten Menschen immer wieder zu Spannungen kommen. Als Barnabas und Paulus in Antiochia waren, kamen einige Leute aus Judäa und lehrten, dass man sich beschneiden lassen müsse. Daraufhin, so heißt es im Text, entstand Zwietracht und Paulus und Barnabas hatten einen nicht geringen Streit mit ihnen (Apg. 15,1-2). Um diese Frage zu klären, wurde eine Apostelversammlung einberufen. Auch von diesem Treffen wird berichtet, dass sie sich lange gestritten hatten, bevor Petrus mit einem Vorschlag den Durchbruch in der Diskussion schaffte (Apg. 15,7). Noch deftiger klingt eine Passage im gleichen Kapitel, als es um eine Auseinandersetzung zwischen Paulus und Barnabas geht, die vorher so harmonisch zusammengearbeitet hatten. „Und sie kamen scharf aneinander, so dass sie sich trennten“ (Apg. 15,39). Dabei ging es um einen Mitarbeiter, der bei einer früheren Reise weggerannt war. An dieser Stelle möchte ich innehalten und über diese kurze Passage nachdenken. Wer sind die beiden, die sich so herzhaft streiten? Und zwar so massiv streiten, dass sie erst einmal getrennte Wege gehen! Der eine ist Barnabas. Dieser Name bedeutet laut Apostelgeschichte 4,36 „Sohn des Trostes“. Das klingt eigentlich eher nach einem sanftmütigen Mann mit einer besonderen seelsorgerlichen Begabung (vgl. auch 11,23-24). Bei dem anderen Streitenden handelt es sich um Paulus. Einen Mann, der eine unmittelbare Begegnung mit Jesus hatte und der direkt von Jesus zum Missionar für Heiden berufen worden war. Ganz wenige Menschen haben auch nur annähernd einen solchen Einblick in Gottes Erlösungsplan erhalten wie er. Auch die Anzahl seiner verfassten Briefe, die im Neuen Testament bis heute für uns als Wegweisung erhalten geblieben sind, ist kaum zu vergleichen. Zudem stellt sich die Frage, ob ein Mensch jemals wieder an so vielen Gemeindegründungen Anteil haben wird wie Paulus. Trotzdem gerieten diese beiden entschiedenen Nachfolger Jesu heftig aneinander.

Ein ständiger Kampf
In den biblischen Berichten des Neuen Testaments wird mehrfach deutlich, dass es ein Kampf für die Gemeindeglieder ist, immer den rechten Umgang miteinander zu finden. So ruft Paulus die Korinther auf, Streit und Parteiungen in der Gemeinde zu beenden (1. Kor. 1,10-13; 11,18-19). Ja, sogar er selbst musste sich gegen einige der Gläubigen vor Ort verteidigen, wie man im zweiten Korintherbrief lesen kann (2. Kor. 10 und 11). Gegenüber den Galatern spricht er von „Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht und Spaltungen“ (Gal. 5,20) und kommt schließlich zu dem wohlbekannten Aufruf, sich vom Heiligen Geist dessen Frucht schenken zu lassen.

Die sündige Natur des Menschen kommt auch unter Gläubigen immer wieder zum Vorschein. Laut Römer Kapitel 8 sind wir als Sünder nicht einmal in der Lage, in der rechten Weise zu beten, sondern brauchen dazu die Hilfe des Heiligen Geistes, der als Gebetsvermittler wirksam ist (Röm. 8,26.27). Darüber hinaus darf auch die Rolle Luzifers nicht unterschätzt werden, der als großer Konfliktbringer Freude daran hat, Zwietracht zu säen. Durch seine Aktionen verursacht er Leid und Schmerz auf dieser Welt. In Offenbarung 12 heißt es, dass Jesus Christus mit seinen Engeln gegen Luzifer und seine Engel kämpfte. Satan und seine Engel wurden besiegt und auf die Erde geworfen. Satan hat einen großen Zorn und verfolgt mit diesem Zorn die Gemeinde Gottes, um sie zu zerstören, so berichtet es uns die Offenbarung. Vor allem jene Gläubigen, welche die typischen Endzeitmerkmale tragen, die Gebote Gottes zu halten und sich vom Geist der Weissagung führen zu lassen.

Die Gemeinde als Zielscheibe
Gemeinde ist nicht irgendein mechanisches Gebilde, sondern sie besteht aus Menschen, nämlich aus uns. Wir sind es, hinter denen Luzifer her ist. Uns möchte er dranbekommen, entmutigen und unsere sündige Natur aufstacheln. Immer wieder versucht er Streit und Spaltungen in die Gemeinde zu bringen. Schon Paulus hat davor gewarnt, als er in Apostelgeschichte 20,29-30 sagte: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“ Von daher könnte man fast behaupten, dass es ein Merkmal der Gemeinde Gottes ist, immer wieder Angriffen von außen und innen ausgesetzt zu sein. Deswegen sollte man auf dieser Erde keine heile Welt, ohne Tränen und Leid, erwarten. Wer sich für Jesus Christus in seinem Leben entscheidet und als Teil der Gemeinde Verantwortung übernimmt, der tut gut daran, die geistliche Rüstung anzulegen, von der Paulus im Epheserbrief schreibt (Eph. 6,10-12). Es ist überlebenswichtig, miteinander und füreinander dauerhaft im Gebet zu stehen, denn wir brauchen Gottes Schutz und Leitung. Wir brauchen das dauerhafte Wirken des Heiligen Geistes in, an und durch uns, um in dieser Welt bestehen zu können (Eph. 6,18-19).

Es ist tatsächlich so: Gott verspricht uns, dass es keine Tränen und kein Leid mehr geben wird! Dieses Versprechen steht in Offenbarung 21,1-5. Aber ab wann wird es all diese negativen Dinge nicht mehr geben? Wenn der große Kampf beendet ist. Alle Gläubigen befinden sich dann auf der neugeschaffenen Erde. Sünder und Sünde gibt es nicht mehr, sondern nur noch Menschen, die ihr Leben ganz Jesus Christus anvertraut und unterstellt haben. Diese Zeit wird kommen und wir werden mit dabei sein, wenn wir an Gott festhalten und standhaft in seiner Nachfolge stehen.

Die Rolle der Persönlichkeit im großen Konflikt
Bis zur Erfüllung dieser hoffnungsvollen Verheißung stehen wir jedoch mitten in einem katastrophalen Konflikt, denn an dem ersehnten Punkt sind wir leider noch nicht. Wie können wir aber die Spannungen in der Gemeinde bis dahin aushalten? Einfach die Zähne zusammenbeißen und durch? Ein wichtiger Schritt besteht bereits darin, Menschen, also einander, besser zu verstehen – wir sind nicht alle gleich, und das kann Diskrepanzen hervorrufen. Dabei geht es um unsere unterschiedlichen Verhaltens- und Persönlichkeitsprofile. Ein millionenfach getestetes Modell zur Beschreibung der menschlichen Verhaltens- bzw. Persönlichkeitstypen ist das sogenannte DISG-System. Es zeigt, dass gerade die Verschiedenheit ein hohes Potenzial in sich birgt. Im positiven Sinn, um gemeinsam Großes zu erreichen, aber leider auch im negativen Sinn, zugunsten vieler Konflikte.

Die Buchstabenfolge DISG setzt sich aus den vier Hauptkategorien der Verhaltenstypen zusammen, die auch mit vier Farben beschrieben werden: Dominant (rot), Initiativ (gelb), Stetig (grün) und Gewissenhaft (blau).1 Alle vier Persönlichkeitstypen haben Stärken und gleichzeitig Schwächen. In den folgenden vier Kurzbeschreibungen, mit denen besonders die Schwächen betont werden, wird schnell ersichtlich, wie die verschiedenen Verhaltenstendenzen zu Konflikten führen können:2

Rote sind schnell in ihrem Denken und Handeln und übernehmen bei Bedarf mehr als bereitwillig die Führung. Sie sorgen dafür, dass etwas geschieht. Doch wenn sie zu sehr in Fahrt kommen, können sie zu Kontrollfreaks werden, kommandieren andere herum und werden gelegentlich unausstehlich. Außerdem treten sie ihren Mitmenschen häufig auf die Zehen.

Gelbe Persönlichkeitstypen können amüsant und fröhlich sein und die Stimmung jeglicher Gesellschaft heben. Gibt man ihnen jedoch unbegrenzten Freiraum, werden sie allen Sauerstoff im Raum verbrauchen, indem sie niemand anders zu Wort kommen lassen, während ihre Geschichten immer weniger der Wirklichkeit entsprechen.

Die freundlichen Grünen bilden eine angenehme Freizeitgesellschaft, weil sie so umgänglich und freundlich sind. Leider können sie aber auch reichlich unpräzise und undeutlich in ihren Aussagen sein. Problematisch ist, dass der Umgang mit Personen, die keine Position beziehen, mit der Zeit schwierig wird. Man weiß nie, woran man ist. Diese Unentschiedenheit tötet die Energie anderer Menschen ab.

Der analytische Blaue ist ruhig, besonnen und denkt nach, bevor er den Mund aufmacht. Die Fähigkeit der Blauen, einen kühlen Kopf zu behalten, ist zweifellos eine Eigenschaft, um die sie all jene beneiden, die sie nicht besitzen. Ihr kritisches Denken kann jedoch leicht in Misstrauen umschlagen und dazu führen, dass sie andere infrage stellen. Dann wird alles pechschwarz.

Jede Stärke kann gleichzeitig auch eine Schwäche sein. Will der Rote zu schnell vorangehen, wird der Grüne verrückt. Will der Grüne Dinge ausführlich bereden und dabei möglichst alle Gedanken und Gefühle erwähnen, kann der Rote es kaum aushalten. Will der Blaue alle Details durchgehen, rennt der Gelbe weg. Fängt der Gelbe an ausufernd zu reden, fragt sich der Blaue, wie man nur so viel heiße Luft produzieren kann. Wenn wir die Menschen um uns herum anschauen, dann müssen wir uns bewusst sein, dass die meisten anders gestrickt sind als wir selbst. Aus den vier beschriebenen Grundkategorien bilden wir ganz verschiedene Mischungen mit ganz unterschiedlichen Verhaltens- und Persönlichkeitstypen. Dazu ist anzumerken, dass bei 80 % aller Menschen eine Kombination aus zwei Farben auftritt, bei 15 % aus drei Farben, während 5 % nur eine dominant ausgeprägte Farbe haben, die ihre Persönlichkeitsstruktur beschreibt.3 Das macht die Vielfalt noch größer. Außerdem muss uns klar sein, dass Botschaften oft anders ankommen als vom Sender gemeint. Und zwar von uns unseren Mitmenschen gegenüber, als auch von anderen uns gegenüber. Und das birgt gewaltigen Konfliktstoff.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Noch eine Warnung in Anbetracht dieses Themas: Es gibt Ausnahmen von Menschen, die keiner der vier ausgeführten Kategorien entsprechen.4 Einer besonders brisanten Gruppe davon hat Thomas Erikson sogar ein ganzes Buch gewidmet, mit dem Titel „Hilfe, Psychopathen“. Es wird geschätzt, dass 2-5 % aller Menschen in diese Kategorie fallen, und die wenigsten sitzen hinter Gittern, sondern umgeben uns.5 Diese Personen nutzen unsere Veranlagungen gnadenlos aus, um uns zu manipulieren. Da sie selbst unfähig sind, echte Gefühle zu empfinden und sich in andere hineinzuversetzen, imitieren sie Gefühle nur. So können sie in Diskussionen ganz ruhig und beherrscht wirken, während sie geschickt die Knöpfe bei anderen drücken, die jene wie eine Rakete hochgehen lassen. Es empfiehlt sich sehr, etwas über die Manipulationsmethoden von Psychopathen zu lesen, um nicht irgendwann zum Opfer zu werden. Wer sich darüber hinaus über Machtmissbrauch innerhalb von Gottes Gemeinde informieren will, der findet in dem Buch „Die Machtfalle“ eine sehr hilfreiche Lektüre. Nichtsdestotrotz sind wir alle Gottes Geschöpfe, auch wenn das Zusammenleben und -arbeiten aufgrund unserer sündigen Natur und Unterschiedlichkeit nicht immer leichtfällt und häufig zu Spannungen führt. Wir Menschen sind Gemeinschaftswesen und brauchen einander dringend. Wie ein unterhaltsam zu lesendes Experiment bei Erikson zeigt, kommen Gruppen von Menschen der gleichen Farbe von Persönlichkeitstypen bei einer zu lösenden Aufgabe kaum zu brauchbaren Ergebnissen. Vielmehr bedarf es der Mischung der verschiedenen Veranlagungen, die sich gegenseitig ergänzen können. Ganz, wie es von Paulus in Bezug auf unsere verschiedenen Gaben in 1. Korinther 12 beschrieben wird. Die Zusammenarbeit und das Zusammenhalten führen zum Ziel.

Was kann ich praktisch tun, um Konflikte konstruktiv zu lösen und Spannungen abzubauen?

In der Literatur finden sich einige ganz praktische Ideen und Hilfestellungen zum Thema Konfliktlösung und Kommunikation. Hier ein kurzer Überblick6:

  • In unserem Kopf entwickelt sich sehr schnell ein Eigenleben. Es ist, als wenn dort ein kleiner Hamster im Hamsterrad rennt, weil unser Gehirn ständig alle möglichen Vermutungen darüber anstellt, was andere über uns denken oder ungute Unterstellungen vornimmt. Aber Achtung: Wir dürfen nicht alles glauben, was wir denken. Stattdessen: In Kontakt mit anderen bleiben. Das Gespräch suchen. Nachfragen: „Wie meintest du das“?
  • Probleme nicht totschweigen. Der innere Druck wächst sonst immer weiter, bis zur Explosion.
  • Nicht über Scheinprobleme streiten, sondern über das eigentliche Thema sprechen. Oft genug wird das eigentliche Problem in der Kommunikation nicht angesprochen, sondern auf anderen Feldern gestichelt.
  • Nicht immer sofort reagieren. Eventuell Zeit nehmen zum Nachdenken und tief durchatmen. Außerdem ist es wichtig, Erregung und Handlung voneinander zu trennen. Versuchen, die Szene unserer Interaktion mit anderen von außen zu betrachten und teilweise vielleicht eher wie ein Spiel anzusehen. Vor allem nicht immer alles persönlich nehmen. Es hilft sehr, wenn man über sich selbst schmunzeln kann.
  • Den anderen ausreden lassen. Wirklich zuhören – zusammenfassen und nachfragen. In den anderen einfühlen (Siehe auch: Gewaltfreie Kommunikation; Rosenberg)
  • In „Ich-Botschaften“ reden. Z.B. „Ich habe mich von dir nicht verstanden gefühlt“ anstatt „Du solltest mir besser zuhören!“
  • Anstelle eines Vorwurfes eher einen Wunsch äußern. Z.B. „Ich wünsche mir, dass du mir im Haushalt mehr zur Hand gehst. Ich würde mich über deine Hilfe sehr freuen.“; sich selbst regelmäßig fragen: „Welcher Wunsch steckt hinter meinem Vorwurf?“
  • Bereit sein, die Sichtweise des anderen zuzulassen.
  • Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für die Bereitschaft, Zeit für ein gemeinsames Gespräch zu nehmen.
  • Verschiedenartigkeit von uns Menschen bedenken, versuchen die Sprache des anderen zu identifizieren (siehe z.B. DISG-Modell) und dementsprechend versuchen, auf der jeweiligen Wellenlänge des anderen zu kommunizieren.
  • Eigene Schuld zugeben - befreit und nimmt Druck weg.
  • Den eigenen blinden Fleck bedenken. Wir können ihn nur durch Rückmeldungen anderer Menschen verkleinern. Deshalb Rückmeldungen erst einmal als Hilfe für sich selbst sehen.
  • Im eigenen Leben für genügend Bewegung bzw. sportliche Aktivitäten sorgen. Am besten an der frischen Luft mit der Möglichkeit, noch etwas Sonne zu tanken. Das führt zu positivem, angstfreiem Denken.
  • Konflikte führen in der Regel zu immer höheren Eskalationsstufen. Auf jeder höheren Stufe wird die Klärung schwieriger. Ab einer bestimmten Stufe wird es notwendig, Hilfe von außerhalb zu suchen. Z. B. durch Mediation: Bei diesem Prozess wird nach den eigentlichen Konfliktpunkten gesucht und es werden gemeinsame Lösungen entwickelt.
  • Abgrenzung ist erlaubt. Machtmenschen, Psychopathen, Machiavellisten u. a. – sie sind unter uns. Ja, wir müssen gewisse Spannungen aushalten, aber es gibt Grenzen, ab denen man aus Selbstschutz am besten einfach geht.
  • Und bei aller Interaktion mit anderen: Dauerhaft in enger Beziehung mit Gott stehen, die geistliche Rüstung anlegen und auf das Wirken des Heiligen Geistes hören.

Wir können also festhalten, dass wir auf dieser Welt in einem folgenschweren Konflikt stehen, der um uns tobt. Dieser Konflikt ist real und spürbar. Oft schmerzhaft und unschön – auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Und definitiv: Es ist nicht immer so leicht, mit dieser Realität umzugehen. Aber wir müssen das akzeptieren. Wenn wir das nicht tun und vor jeder Herausforderung wegrennen, werden wir es wahrscheinlich nirgendwo aushalten. Auch nicht in Gottes Endzeitbewegung. Ob es Streit geben kann in Gottes Gemeinde? Oh ja, den kann es geben. Er ist kein Ausschlusskriterium, wenn es darum geht, Gottes Gemeinde zu erkennen. Trotzdem sollten wir versuchen, soweit es an uns liegt, mit allen Menschen Frieden zu halten (Röm. 12,18; Hebr. 12,14). Dabei möchte Gott uns begleiten und unterstützen. Er hat uns so viele nützliche Tipps an die Hand gegeben, damit wir den Spannungen, vor allem in der Gemeinde, nicht hilflos ausgeliefert sein müssen, sondern ihnen mit seiner Hilfe konstruktiv begegnen können. Er schenkt uns gerne seine Weisheit im Umgang mit anderen und darüber hinaus – darauf können wir vertrauen. Wir sehen, Gott lässt uns nicht allein, sondern will wirklich, dass wir trotz Spannungen zusammenrücken und ihm näherkommen.

Quellen:

1 Erikson, Thomas: Alles Idioten!? Endlich verstehen, wie andere ticken. München 2018, S. 27; Gay, Friedbert & Karsch, Debora: Das persolog® Persönlichkeits-Profil. Persönliche Stärke ist kein Zufall. Remchingen 2021, S. 26 2 Erikson, Thomas: Alles Idioten!? S. 86-87 3 Erikson, Thomas: Alles Idioten!? S. 243 4 Das sind zum Beispiel Menschen mit Borderline, Autismus, Schizophrenie; Erikson, Thomas: Surrounded by psychopaths: or, how to stop being exploited by others. London 2020, p. 9 5 Erikson, Thomas: Surrounded by psychopaths. p. 31; vgl. Hare, Robert D. PhD: Without concience. The disturbing world of the psychopaths among us. New York 1999, p. 70 (2 to 3 %) 6 Ideen entnommen u.a. aus: Coleman, Petra: Die Regenbogenstrategie, Signum, 2006; Haeske, Udo: Team- und Konfliktmanagement, Cornelsen, 2005; Herzlieb, Heinz-Jürgen: Konflikte lösen, Cornelsen, 2004; Marquis, Serge: Ich muss nicht alles glauben, was ich denke, Kösel, 2016; Oboth, Monika & Weckert, Al: Mediation für Dummies, Wiley, 2014

Buchtipps:
Zum Thema DISG

  • Erikson, Thomas: Alles Idioten!? Endlich verstehen, wie andere ticken. München 2018. (Sehr praktisch und alltagsbezogen. Gut zu lesen.)
  • Friedbert Gay u. Karsch, Debora: Das persolog® Persönlichkeits-Profil. Persönliche Stärke ist kein Zufall. Remchingen 2021(Wissenschaftlich und strukturiert aufgebaut. Mit Test und hilfreichen Infos zu den verschiedenen, möglichen Ausprägungen.)
Zum Thema Psychopathen
  • Erikson, Thomas: Hilfe, Psychopathen! Wie wir uns gegen schwierige Menschen behaupten. München 2021. (Sehr praktisch und alltagsbezogen. Viel über Manipulationstechniken. Gut zu lesen.)
  • Hare, Robert D. PhD: Without conscience. The disturbing world of the psychopaths among us. New York 1999. (Gut lesbar. Sehr praktisch. Pionier umfassender Studien auf diesem Gebiet, dessen Psychopathie-Checkliste zur Grundlage in diesem Bereich wurde.)
Zum Thema Machtmenschen in der Gemeinde
  • Kessler, Volker & Kessler, Martina: Die Machtfalle: Machtmenschen – wie man ihnen begegnet. Gießen 2017. (Machtmissbrauch in der Gemeinde. Aufgebaut auf dem dritten Johannesbrief.)

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