Bibel und Glaube
Petrus und sein heilsamer Schatten – Realität oder Aberglaube?
In Apostelgeschichte 5,15 lesen wir, dass Kranke zu den Aposteln gebracht wurden, damit wenigstens der Schatten von Petrus auf sie fiele und sie heilte. Können wir diese Begebenheit ernst nehmen oder steckt dahinter nichts weiter als Personenkult und Aberglaube?
Fest steht: Für die Menschen der damaligen Zeit war es anscheinend nicht ungewöhnlich, an übernatürliche Kräfte zu glauben. Der Evangelist Lukas (Lk 8,40ff) berichtet uns von einer Frau mit Blutfluss, die bei niemandem Heilung fand und sich erhoffte, durch eine Berührung des Messias endlich körperliches Heil zu erfahren. Ebenso lesen wir in Markus 3,10 davon, dass sich die Menschen nahe an Christus herandrängten, um ihn lediglich berühren zu können.
Und damit nicht genug, denn in Matthäus 10,8 gibt Jesus selbst seinen Jüngern den Auftrag: „Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus!“ – alles außergewöhnliche Dinge, die vermutlich die wenigsten von uns bisher miterlebt haben! Warum rief Jesus seine engsten Mitarbeiter trotzdem dazu auf, diese Wunder zu tun? Wenn wir auf die Aussendung der Jünger in Matthäus 10 zurückkommen, können wir hier etwas Interessantes entdecken: Jesus schickt seine engsten Vertrauten zunächst zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, damit sie sein Kommen verkündigen (Mt 10,6+7). Erst danach erteilt er in Vers 8 den Befehl bzw. die Vollmacht, die bereits genannten Wunder zu tun.
Zweifelsohne möchte Gott, dass es Menschen gut geht und sie auch körperlich gesund sind. Dennoch können wir hier, sowie an anderen Stellen der Bibel, ein Muster erkennen: Gott möchte, dass der Mensch zuerst an seiner Seele gesund wird, denn das seelische Heil ist für ihn wichtiger als körperliche Gesundheit (vgl. Jakobus 5,13ff). Damit die Menschen glauben konnten, wirkten Jesus und seine Gefährten so manches Wunder (s. Mk 6,12.13; Joh 11,45; 4,48; 2,11). Sicherlich vollbringt Gott nicht nur und ausschließlich Wunder, damit wir als Menschen an ihn glauben. Dennoch fällt im Neuen Testament immer wieder auf, dass Jesus es auch deshalb tat. Im Zentrum eines jeden Wunders steht also Jesus selbst – Zweifel an seinen Zusagen sollen abnehmen, Vertrauen soll wachsen. Zudem berichtet uns die Bibel nicht, dass der Schatten Petri tatsächlich heilte, sondern nur, dass die Menschen von den Wundern und der Größe Gottes gehört hatten und in dieser Hoffnung zu ihm kamen.
Einen weiteren wichtigen Hinweis in Bezug auf unsere Eingangsfrage finden wir in Apostelgeschichte 3,1-26, wo Petrus einen von Geburt an gelähmten Mann heilt. Alle, die dieses Wunder miterleben, sind zutiefst erstaunt, denn sie kennen den Gelähmten von jeher. Petrus wirkt dieses Wunder im Namen Jesu Christi (Apg 3,6), was dazu führt, dass der Geheilte Gott lobt (Apg 3,9). Unmittelbar danach macht Petrus den Anwesenden deutlich, dass dieses Wunder nichts mit seiner eigenen Kraft oder Frömmigkeit zu tun hatte, sondern eine andere (göttliche) Kraftquelle hier am Wirken war. Es geht also einzig und allein darum, Gott die Ehre zu geben, was eine klare Abgrenzung zum sogenannten „Personenkult“ darstellt. Petrus nutzt die Situation in Apostelgeschichte 3,13ff sofort, um auf den Heilsplan hinzuweisen und den Weg der Erlösung aufzuzeigen.
Gott sei Dank, dass wir bei Krankheit und anderen Sorgen nicht auf Sonnenschein hoffen müssen, damit Schatten entstehen ... In Gott haben wir eine viel tiefere Hoffnung, die meinen Unglauben in Glauben verwandeln möchte. Die beispielhaft erwähnten Geschichten zeigen Gottes Sehnsucht nach meinem Vertrauen in ihn. In diesem Sinne möge uns der Herr ganz nach seinem Urteil die Erfahrungen in unserem persönlichen Leben schenken, die unseren Glauben wachsen lassen.